Die Pandemie zeigt, wie unter einem Brennglas: Die Arbeit von uns Beschäftigten in sozialen Berufen ist unverzichtbar, systemrelevant und unterfinanziert.

Wir Kolleginnen und Kollegen bei der AWO erziehen und betreuen unsere Kleinsten in Kitas und offenen Ganztagsschulen (OGSen). Wir pflegen die lebensälteren Bürger*innen in Altenpflegeheimen und erfüllen alle Aufgaben in der Eingliederungshilfe, der sozialen Beratung, Jugendhilfe und Berufsbildung.

Dabei stellen wir fest:

Arbeit bei der AWO ist im Grundsatz weiblich und von meist ungewollter Teilzeitarbeit geprägt. Frauen vereinen damit nicht „nur“ Familie und Beruf. Oftmals ist diese Teilzeitarbeit unfreiwillig.

So gibt es viele Beschäftigte, die aufgrund der Belastung und Arbeitsverdichtung in die Teilzeitarbeit ausweichen müssen. Die meisten Teilzeitbeschäftigten arbeiten de facto mehr, als in ihrem Vertrag vereinbart ist. Die AWO vergibt so gut wie keine Vollzeitverträge. Die Arbeitgeberin AWO NRW setzt die meisten Teilzeitbeschäftigten wie Schachfiguren dann ein, wenn es ihr passt.

Die Folgen:

• Zehntausende Kollegen und Kolleginnen erhalten keinen tarifvertraglichen Zuschlag von 25% bei Mehrarbeit.
• Zehntausende Kollegen und Kolleginnen sind in Punkto Arbeitszeit der Willkür ihres Arbeitgebers ausgeliefert. 

Wir stellen weiterhin fest:

Arbeit bei der AWO ist nicht immer tarifgebunden!

Von den rund 60.000 AWO Beschäftigten in NRW sind nur rund 35.000 Menschen durch den ver.di Tarifvertrag geschützt. Rund die Hälfte aller Beschäftigten wird daher um ihr Recht auf demokratische Mitgestaltung ihrer Arbeitsbedingungen gebracht.

Die AWO in der Tradition der Arbeitnehmer:innenbewegung

Der AWO Bundesverband schreibt auf seiner Website:

„Seit 100 Jahren kämpfen wir. Für Gerechtigkeit und Solidarität, für Vielfalt und Frauenrechte. Für ein menschenwürdiges Leben, in dem niemandem Almosen zugeteilt, sondern allen Chancen für Teilhabe ermöglicht werden. Denn nur so geht echtes Miteinander.“

Wir nehmen die AWO beim Wort

Wir teilen diese Werte. Wir appellieren daher an die AWO NRW, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen für:

•  Gleiche Behandlung für Teilzeit und Vollzeit- gleiche Zuschläge für alle Beschäftigten!
• Tarifliche Bindung für alle rund 60.000 Beschäftigten in NRW!
   

Damit wir gemeinsam vom richtigen Anspruch zu einer echten und gerechten Wirklichkeit kommen.

Bochum, 5. Oktober 2021

AWO Betriebsrätekonferenz